Franz Kafka hat nicht nur Prosa geschrieben, er zeichnete auch leidenschaftlich gern: »Du, ich war einmal ein großer Zeichner«, schrieb er 1913 halb ironisch, halb stolz an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst »mehr befriedigt als irgendetwas«. Was liegt also näher, als ihn zu seinem Jubiläum mit einer Comic-Biografie zu ehren? Und dann auch noch von Nicolas Mahler, der einen ähnlich minimalistischen Zeichenstil pflegt?
Auf unnachahmlich witzig-pointierte Weise setzt Mahler, das “österreichische Comic-Genie" (Denis Scheck), hier Kafkas Leben und Werk in Szene und schreckt dabei auch nicht vor den ganz großen Fragen zurück: Warum scheiterte Kafkas Plan, eine Reihe von Billigreiseführern zu schreiben? Wer verfasste die Fortsetzung eines seiner wichtigsten Werke, »Die Rückverwandlung des Gregor Samsa«? Und was hatte es mit der »weißen Sklavin« auf sich? Die Antworten und noch vieles mehr erfahren Sie bei der Lesung Komplett Kafka und dem anschließenden Gespräch.
Interessierte können an diesem Abend ebenfalls die Ausstellung „Komplett Kafka“ ansehen, die in Kooperation mit dem Künstler und dem Literaturhaus Stuttgart entstanden ist.
Nicolas Mahler lebt und arbeitet als Comic-Zeichner und Illustrator in Wien. Seine Cartoons erscheinen in zahlreichen Zeitungen und Magazinen, seine gezeichneten Adaptionen klassischer Literatur (u.a. nach Thomas Bernhard, Robert Musil, Marcel Proust, James Joyce und Elfriede Jelinek) großteils im Suhrkamp Verlag. Für sein umfangreiches Werk wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet; u. a. erhielt er 2010 den Max und Moritz-Preis als »Bester deutschsprachiger Comic-Künstler«. Mahler ist künstlerischer Leiter der Schule für Dichtung in Wien.
Dr. Stefan Börnchen ist Research Scientist for Humanities and Digitalization an der Universität Luxemburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts, Musik und Literatur, Grafische Literatur (Comic und Graphic Novel), Theorie der Kulturwissenschaften, Medientheorie, Psychoanalyse und Narrative des Digitalen.
Zusammenarbeit: Goethe-Institut, Österreichische Botschaft in Luxemburg
Unterstützung: neimënster