Olivier Guez : Mesopotamia (08/2024, Grasset)
Sie kennen sie nicht, und doch hat sie die Welt in Atem gehalten. Nach dem Ersten Weltkrieg zog Gertrude Bell die Grenzen des Orients, in der wilden Wüste, in der alles begann: das Land zwischen zwei Flüssen, dem Tigris und dem Euphrat.
Als Abenteurerin, Archäologin, Spionin, die Arabisch und Persisch sprach, war sie die erste mächtige Frau des britischen Empire, aber auch eine tragische Heldin. Idealistisch wie ihr Freund und Seelenverwandter Lawrence von Arabien. Imperialistisch und mutig wie der junge Winston Churchill. Geliebtes und unverstandenes Kind einer reichen viktorianischen Familie. Unerschütterlich verliebt. Und ein Rätsel für uns: das Rätsel der Frauen, die von der Geschichte ausgelöscht wurden.
Olivier Guez gibt ihr ihren Ruhm zurück und schenkt uns ein flammendes Epos: von der Entdeckung gigantischer Ölfelder bis zu den grausamen Machtspielen zwischen Briten, Franzosen und Deutschen, von den Verhandlungen in Beduinenzelten bis zu den Sandwüsten von Bagdadad, wo sich unsere Träume verlieren.
Gertrude Bells Roman entwirft das große Fresko der ersten Globalisierung, als das größte Imperium aller Zeiten sich ein mythisches und verfluchtes Land aneignet, das Land Abrahams, der Sintflut und Babels, das Grab Alexanders des Großen: Mesopotamia.
Der Romanautor, Essayist und ehemalige Journalist Olivier Guez ist u. a. Autor von La disparition de Josef Mengele (Grasset 2017, Prix Renaudot) und Herausgeber von Le Grand Tour, autoportrait de l'Europe par ses écrivains (Grasset 2022). Für den Film Der Staat gegen Fritz Bauer erhielt er gemeinsam mit Lars Kraume den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch. Er lebt in Rom und wird ab 2025 an der amerikanischen Princeton University lehren.
Durch den Abend führt Jerôme Quiqueret, Journaliste (Tageblatt) und Schriftsteller (Prix Servais 2023).
Unterstützung: neimënster