Navid Kermani ist vom Süden Madagaskars bis in die Nuba-Berge im Sudan gereist. Behutsam, am einfühlsam beobachteten Detail, ohne große Thesen, lässt er den Osten Afrikas lebendig werden. Aber zugleich, aus neuer Perspektive, denkt Kermani über die Themen auch unserer Gegenwart nach, über Klimawandel, Krieg oder Identität sowie die grundsätzlichen Fragen der Existenz.
Bis heute gilt Afrika als der „vergessene Kontinent“, dabei ist es spätestens seit dem 19. Jahrhundert vor allem der umkämpfte Kontinent. Europäische Kolonialmächte haben hier tiefe Wunden hinterlassen. Der arabische Norden trägt seine Religion und Kultur in den Süden, oft mit Gewalt. China und der Westen konkurrieren um Bodenschätze und Einfluß. Vergessen ist Afrika vor allem da, wo es nichts zu holen gibt, etwa auf Madagaskar. Hier haben die Vereinten Nationen die erste Hungersnot deklariert, die vom Klimawandel verursacht wurde. Hier beginnt die Reise, die Navid Kermani für DIE ZEIT unternommen hat. Sie führt ihn weiter über die Komoren, Tansania, Kenia und Äthiopien bis in den Sudan. Wo andere Schriftsteller Ursprünglichkeit suchten, entdeckt Kermani Bevölkerungen und Kulturen in Bewegung, oft auf der Flucht vor Krieg und Dürre. Vor allem aber haben sie schon immer kreativ neue kulturelle Einflüsse aufgegriffen und zu etwas Eigenem gemacht. Das zeigt sich nirgends so deutlich wie in der Musik. Sie bildet den heimlichen roten Faden des glänzend geschriebenen Buches, das einem unwiderstehlichen literarischen Rhythmus folgt.
Navid Kermani ist habilitierter Orientalist und lebt als freier Schriftsteller in Köln. Für sein Werk wurde er u.a. mit dem Kleist-Preis, dem Breitbach-Preis, den Hölderlin-Preis und dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. 2024 erhält er den Thomas-Mann-Preis.
Guy Helminger studierte Germanistik und Philosophie in Luxemburg, Heidelberg und Köln. Seit 1985 lebt und arbeitet er ebenfalls als freier Autor in Köln. Für sein Werde wurde er u.a. mit dem Prix Servais (Rost & Lärm), dem Dresdner Lyrikpreis, dem Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis, dem Lyrikpreis Meran und dem Verdienstkreuz des Großherzogtums Luxemburg ausgezeichnet.
Gemeinsam moderieren die Autoren seit 2006 den „Literarischen Salon“ im Kölner Stadtgarten. In Luxemburg treffen Sie sich, um über Navid Kermani’s neues Buch zu sprechen, das zusammen mit anderen Texten des Autors, der Ausgangspunkt für das Theaterprojekt S wie Schädel ist.
Samedi aux Théâtres dans le cadre de la pièce "S wie Schädel", organisé en coopération avec les Théâtres de la Ville de Luxembourg / Grand Théâtre & Théâtre des Capucins
Soutien : Ambassade d'Allemagne au Luxembourg